Ratgeber

Entspannungsübungen für Streicher

Stundenlanges intensives Üben steht auf der Tagesordnung für jeden eifrigen Musiker. Es ist die Voraussetzung für technisches Können. Die meisten Berufsmusiker haben Ihr Instrument bereits in der Kindheit erlernt und sind seit Jahrzehnten durch das sehr zeitaufwendige Üben großen Belastungen des Stütz- und Bewegungsapparates ausgesetzt.

Von Dr. med. Pia Skarabis-Querfeld

Auch ambitionierte Hobbymusiker belasten sich durch das häufige und lange Üben. Es kommt zu Überlastungen der Sehnen und Muskulatur durch die häufig wiederholten, unnatürlichen Bewegungen. Haltung und Bewegung sind deshalb auch die vorherrschenden Gesundheitsthemen bei Streichern.

Bei Geigern wird das Problem der unnatürlichen Körperhaltung oft auf die geringe Größe des Instrumentes zurückgeführt. Die Belastungen der Bratscher an Händen und Unterarmen sind trotz des größeren Instruments jedoch nicht geringer, unter anderem weil größerer Fingerdruck auf die Saiten notwendig ist.

Im Folgenden werden Ausgleichsübungen speziell für die hohen Streicher - Geigen und Bratschen - vorgestellt, die Haltung der Arme und des Oberkörpers unterstützen. Sie können Überbelastungen vorbeugen.

Die Übungen:

Übung 1: „Verkehrspolizist"

Das Ziel: Mobilisierung des Übergangs zwischen Hals- und Brustwirbelsäule

Der Daumen der einen Hand zeigt in Richtung Decke, der andere Daumen in Richtung Boden. Die Schultern bleiben unten. Der Kopf dreht sich zum bodenwärts zeigenden Daumen. Die Richtung wird fließend gewechselt.

 
8x geht die Übung in jede Richtung

Übung 2: Schwebende Schultern

Zuerst Schultern nach oben zu den Ohren ziehen, ca. 1 Sekunde. Jetzt Arme abwinkeln, Schultern dabei bewusst nach unten ziehen, 2-3 Sekunden halten.

 
8 Wiederholungen

   
8 Wiederholungen

Übung 3: „Katzenbuckel” / „Pferderücken”

Das Ziel: Mobilisierung der Brustwirbelsäule

Im Vierfüßlerstand die Hände unter den Schultern – die Knie unter den Hüftgelenken. Den Rücken langsam ganz rund deckenwärts schieben und das Kinn zur Brust nehmen. Jetzt den Rücken hohl bodenwärts sinken lassen, den Kopf dabei nur leicht in den Nacken legen.

 
6 Wiederholungen

   
6 Wiederholungen

Alternative: Im Sitzen mit auf den Knien abgestützten Händen den Rücken abwechselnd rund und hohl machen.

Übung 4: Kinndrücker

Das Ziel: Einen möglichst großen Abstand zwischen Ohrläppchen und Schulterdach zu erreichen, ohne die Schultern anzuheben!

Ausgangsposition ist die Rückenlage mit angestellten Beinen. Eine Ferse drückt gegen das Gegenknie. Die Arme liegen auswärts gedreht neben dem Körper. Die Fingerspitzen schieben fußwärts, die Schultern drücken bodenwärts. Das Kinn schiebt in Richtung Brustbein, ohne den Kopf anzuheben.

 

Übung 5: Seitlicher Nackendehner

Das Ziel: Dehnung der seitlichen Hals- und Nackenmuskeln.

Kopf zur linken Seite legen, rechter Arm und Schulter schieben bodenwärts.

 
20 Sekunden halten, Seitenwechsel, je 2 Wiederholungen

Übung 6: Unterarmdehner I

Das Ziel: Dehnung , Verminderung der Spannung in den Muskeln des äußeren Unterarms

Arm strecken und nach innen drehen, bis der Daumen schräg nach hinten leicht vom Körper weg zeigt, Jetzt die Hand im Handgelenk beugen, bis ein sanftes Ziehen an der Außenseite des Unterarms zu spüren ist.

 
20 Sekunden halten, Seitenwechsel, je 2 Wiederholungen

Übung 7: Unterarmdehner II

Das Ziel: Dehnung, Verminderung der Spannung in den Muskeln der Unterarminnenseite

Arm strecken und nach außen drehen, bis die Finger zum Körper zeigen. Die Hand wird mit der Handfläche auf einen Tisch aufgesetzt, die Finger liegen alle auf dem Tisch auf. Füße in Schrittstellung,jetzt den Körper leicht zurückführen, bis eine sanfte Dehnung an der Innenseite des Arms spürbar ist. (Hier am Boden auf der Matte dargestellt).

 
20 Sekunden halten, jeder Arm 2 Wiederholungen

Für Geübte: kann auch mit beiden Armen gleichzeitig ausgeführt werden.

TIPP: Unterarmdehner I + II regelmäßig nach dem Üben ausführen, bei längerem Üben auch in den Pausen.


Update: Schnappfinger mit diesen Übungen lindern
Nicht nur Muskeln, Bänder und Sehnen selbst können durch Verpannungen verhärtet sein. Auch die Faszien können verklebt sein und einen Einfluss auf das Spiel haben. Lockere und schmerzfreie Faszien sind deshalb eine wichtige Komponente für den 6. Sinn (=den Körpersinn).

Auch beim sogenannten „Schnappfinger“ spielen die Faszien eine Rolle. Hier geht's zu einer Adhoc Übung für schnelle Linderung:

 

 

Text von Susanne  

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