Ratgeber

So gehts! Gitarren richtig pflegen

Tipps von Mathias Herbst von Herbst Gitarrenbau in Mannheim

Mathias Herbst stellt in seiner Werkstatt Herbst Gitarrenbau im Mannheimer Musikpark unglaublich schöne Gitarren selbst her. Damit diese lange halten, ihre geschmeidige Spielbarkeit und ihre wunderschöne Optik behalten, erklärt er euch, wie man Akustik-Gitarren am besten pflegt.

Alle Fotos zu diesem Artikel: Copyright Lucie Greinert Medienagenten

Wie wichtig ist regelmäßige Pflege?
Natürlich ist die regelmäßige Pflege von Zupfinstrumenten, wie bei allen anderen Instrumenten
auch, sehr wichtig. Schließlich will man das Beste aus seinem Zupfinstrument herausholen und ein
ungepflegtes Instrument beeinträchtigt nicht nur den Klang und die Bespielbarkeit, sondern auch
die Langlebigkeit des Instruments.

Was heißt „regelmäßig“ eigentlich konkret? Nach jedem Spiel? Einmal pro Woche? Und welche
Komponenten betrifft die Reinigung eigentlich?

Die Saiten, das Griffbrett, Hals und Korpus sollten nach jedem Spielen mit einem weichen, fusselfreien Tuch vorsichtig abgewischt werden. Dies gilt besonders nach schweißtreibenden Gigs und
Auftritten.

Saiten sollten ausgewechselt werden, wenn sie an Spritzigkeit verlieren und anfangen, dumpf zu klingen. Spätestens wenn die Saiten verschmutzt sind oder sogar Korrosion aufweisen, müssen neue aufgezogen werden.

Alle paar Wochen sollte man das Zupfinstrument genauer inspizieren, um mögliche Mängel wie eingekerbte Bünde, Risse im Holz oder einen sich abhebenden Steg frühzeitig zu bemerken.

Da sich die Decke mit zunehmender und abnehmender Luftfeuchtigkeit hebt und senkt, sollte saisonal die Saitenhöhe überprüft werden. Falls diese sich sehr verändert hat, sollte das Instrument zu einem kompetenten Zupfinstrumentenmacher für eine Einstellung gebracht werden. Man kann sogar überlegen, ob man sich Stegeinlagen spezifisch für die Sommer- und Wintersaison anfertigen lässt.

Nicht lackierte Griffbretter sollten ein bis zwei Mal im Jahr mit Lemonoil behandelt werden.
Die Oberfläche von geölten Instrumenten sollte bei starker Beanspruchung alle ein bis zwei Jahre
aufgefrischt werden. Wenn offene Mechaniken nur noch schwergängig funktionieren, kann ein Tropfen Öl manchmal Wunder bewirken.Es kann natürlich auch nicht schaden, sein Zupfinstrument einmal im Jahr von einem Gitarrenbauer durchchecken zu lassen.

Welche Besonderheiten gilt es, bei den spezifischen Zupfinstrumenten zu beachten?
Hier möchte ich lieber auf verschiedene Oberflächen als auf spezifische Zupfinstrumente
hinweisen. Moderne Lacke sind generell sehr unempfindlich und können unter Umständen mit
(sehr!) milden Lösungsmitteln gereinigt werden. Vintage-Nitrocellulose-Lacke, Öloberflächen und
ganz besonders Schellack-Lackierungen sind sehr empfindlich und sollten nur vom Fachmann
behandelt werden.

Wann sollte ich das Instrument zum Instrumentenbauer geben?
Es ist wichtig zu wissen, was für eine Oberfläche auf dem Instrument verwendet wurde. Moderne
Lackierungen können durchaus selber gereinigt werden. Wenn man sich nicht sicher ist, sollte man
sich an einen Gitarrenbauer wenden und sich zumindest beraten lassen. Schellack-Oberflächen
sollten nur von einem Fachmann behandelt werden.

Welche Hilfsmittel benötige ich für die Reinigung?
Ein weiches, fusselfreies Tuch, gegebenenfalls eine Politur, Lemonoil für das Griffbrett und eventuell ein bisschen Maschinenöl für die Mechaniken.

Welche Reiniger empfehlen Sie?
Alle großen Gitarrenhersteller (z. B. Gibson, Fender, Martin) und viele Saitenhersteller bieten
Pflegesets für Gitarren an, wobei die Polituren nur auf modernen Lacken und Ölen angewendet
werden sollten.



Wie lagere ich Zupfinstrumente am besten?
Wenn ein Zupfinstrument nicht gespielt wird, sollte es in einem passenden Koffer gelagert werden.
Der Koffer schützt nicht nur vor Stößen, sondern auch gegen UV-Strahlung und kann kurzzeitige
Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen ein wenig ausgleichen. Zupfinstrumente aus Holz
sollten nie längere Zeit in der Nähe eines Heizkörpers oder auf einem Fußboden mit Bodenheizung
gelagert werden. Die Luftfeuchtigkeit sollte sich konstant zwischen 40 bis 60 Prozent bewegen.
Besonders in Räumen mit Zentralheizung kann die Luftfeuchtigkeit im Winter unter 40 Prozent
fallen. Wenn dies länger anhält, sollte man sich über Raumbefeuchtung Gedanken machen.

Wie reinige ich den Koffer?
Gitarrenkoffer sind an sich relativ pflegeleicht. Sie können von außen abgewischt werden und bei
Bedarf innen ausgesaugt werden. Wichtig ist, dass Noten, Saiten, Werkzeug und Accessoires nicht
lose im Koffer liegen, sondern in den dafür vorgesehenen Fächern verstaut werden.

Haben Sie noch einen guten Ratschlag zum Abschluss?
Beim Spielen seines Instruments sollte man darauf achten, dass es nicht mit Metallteilen wie 
Gürtelschnallen, Knöpfen oder Reißverschlüssen in Berührung kommt. Diese können den Lack
schon bei nur leichtem Druck beschädigen.

Vielen Dank an Mathias Herbst für die guten Tipps! 
 

Das Interview führte Isabelle 

 

 

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