Musikgespräche

Lebendige Musik im Dienst der Menschheit in der Kronberg Academy

Nach einem Jahr Pause veranstaltet die Kronberg Academy ihre ersten Abschlusskonzerte in intimem Rahmen. Unsere Autorin Kathrin Christians gehörte zu den ersten Gästen.

Manuel Lipstein (Foto: Andreas Malkmus)

Surreal mutet es an: Juni 2021, eine Stunde Fahrt zu einem Konzert. Nördlich von Frankfurt angekommen, liegt die Kronberg Academy inmitten des Ortskerns. Geschäfte präsentieren ihre Auslagen in der Sonne, Cafés sind geöffnet. Auf den Straßen ist es ruhig. Man ist auf Abstand bedacht. Wie im Konzertsaal der Abschlusskonzerte, in dem sich an diesem Nachmittag acht Zuhörer und die Jurymitglieder einfinden.

Im 1.30 Stundentakt werden vier Studenten an einem Tag geprüft. Sechzig Minuten präsentiert jeder Student sein Programm mit Werken unterschiedlichster Epochen, als Solist und im Duo mit Klavier. Der Bogen spannt sich vom Barock bis in die Moderne, von mathematischer Akkuratesse bis hin zu romantischen Bravourstücken. Tief versunken sind die auftretenden Studenten in die Kunst, sie verschmelzen mit ihrem Instrument, werden eins mit ihrem Kammermusikpartner und wirken erleichtert nach der langen Pause des Konzertierens. „Mein besonderer Moment in diesem Semester war unser Tag der Kammermusik. In drei Konzerten bedeutete dieser ein Zurück auf das Podium, eine wiederbelebte Konzertatmosphäre mit einem dankbaren und enthusiastischen Publikum. Es waren herrliche Konzerte!“, sagt Friedemann Eichhorn, künstlerischer Leiter der Kronberg Academy.

Sowohl Studenten als auch ihre renommierten Dozenten und Angehörigen der Kronberg Academy haben sich den Werten Pablo Casals verschrieben die er in seinem Appell vor der UNO am 24. Oktober 1958 proklamierte „… die Reinheit ihrer Kunst in den Dienst der Menschheit“ zu stellen. Man versteht sich hier als eine Gemeinschaft, unterstützt sich, fördert und fordert. „Die Kronberg Academy zeichnet das Zusammenwirken von außergewöhnlichen musikalischen Nachwuchsbegabungen mit großen Musikern unserer Zeit, unterstützt durch ein exzellentes Team aus. Und natürlich die Aussicht auf unser phänomenales Casals Forum.“ sagt der Violinist Eichhorn. Denn neben Meisterkursen und dem regulären Studienbetrieb sind die Bauarbeiten für das erste eigene Konzerthaus in vollem Gange.

Im zu eröffnenden Pablo Casals Zentrum werden jährlich bis zu 80 öffentliche Konzerte stattfinden. Es wird multifunktional auch für Tonproduktionen dienen, Symposien sind ebenso geplant wie Meisterkurse. Und „Residenz“-Orchester wie das Chamber Orchestra of Europe und die Kremerata Baltica werden den Raum für Proben, erste Aufführungen und als Ausgangspunkt für (Welt-)Tourneen nutzen. Ein internationales Haus der Tradition und der Innovation für eine Gemeinschaft, die wie eine große Familie erscheint. Ein Haus, das dem schon geschliffenen Rohdiamanten Kronberg Academy, weitere, neue Facetten hinzufügt.

Friedemann Eichhorn, selbst Absolvent, erinnert sich besonders gerne an einen Moment zurück: „Meine erste Begegnung mit Gidon Kremer, Yuri Bashmet, Eugene Istomin und Marta Casals in Kronberg im Jahr 2000. Ich hatte mich um die Teilnahme bei Chamber Music connects the World beworben: wunderbare, prägende Kammermusikerlebnisse.“. Und gibt seinen Studenten mit auf ihren Weg „Die Liebe zur Musik ist das Wichtigste, notwendig sind aber auch kluge und strategische Entscheidungen bezüglich der Schwerpunkte im beruflichen musikalischen Bereich.“

                                                                              Das Interview führte Kathrin  

Galerie (Fotos: Andreas Malkmus)

Zum Anfang