Musikgespräche

SINFONIMA trifft Saxophonistin Nicole Johänntgen

Nicole Johänntgen ist in Deutschland aufgewachsen, hat in Mannheim Jazz-Saxophon, Komposition und Arrangement studiert und lebt seit 12 Jahren als Musikerin und Komponistin in Zürich. SINFONIMA hat mit ihr über ihr Projekt SOFIA, über Henry, Verwerfungstaktiken und mehr gesprochen.

Fotos | Bildrechte dieser Seite: Daniel Bernet

Das Telefongespräch mit Saxophonistin Nicole Johänntgen ist eines, das im Gedächtnis bleibt und einen zum Lächeln bringt: Ich habe sie als eine äußerst fröhliche, viel lachende und natürliche Frau erlebt, die offen erzählt und dabei vor Begeisterung sprüht, obwohl ich sie mitten in einer kreativen Phase anrief.

Ich habe Dich beim Komponieren unterbrochen. Das ist doch sicher kontraproduktiv für Dein Fortkommen? Sollte man nicht lieber dran bleiben, wenn einem gerade etwas einfällt?

Nein, das macht überhaupt nichts. Kreativ kann ich immer sein, die Frage ist nur, ob ich es nach einem Tag noch gut finde (lacht). Mir kommen die Melodien rausgesprudelt (singt demonstrativ: dedeeepdepdepdeeeee...) Das kann ich direkt aufschreiben, überhaupt kein Problem.
Ideen habe ich Zuhause und das ist echt ein Luxus für mich und ich bin gottfroh drum, dass das geht. Ich muss Aufgeschriebenes manchmal liegen lassen, wenn ich nicht zufrieden bin, es loslassen und dann vielleicht 1-2 Jahre später wieder hervorholen und mit etwas Neuem verbinden. Dann wird vielleicht doch noch etwas daraus.
Aber sonst bin ich total glücklich. Mir fallen immer viele Ohrwürmer ein. Ich wünschte mir manchmal längere oder kompliziertere Melodien. Aber das ist nicht so oft der Fall. Oft habe ich direkt nach dem Aufwachen oder vor dem Einschlafen Melodien im Kopf. Das kann manchmal nerven, weil man lieber schlafen würde (lacht).

Wie würdest Du Dich selbst beschreiben? Was sind Deine herausstechenden Eigenschaften?

Ich lache unheimlich gern (lacht), ich bin immer für Neues offen und mutig, wenn es drauf ankommt. Wenn es um mich herum wackelt, bin ich völlig da und kann Dinge gut koordinieren. Wenn die Leute um mich herum schwächeln, müde werden, dann kann ich gut organisieren und anführen.

2013 hast Du das Projekt SOFIA "Support of Female Improvising Artists" gegründet. Was ist die Idee des Projekts, warum benötigen gerade Frauen Unterstützung wie diese?

Hinter dem Projekt steckt nicht die feministische Idee "Wir Frauen machen Musik". Es geht in der Hauptsache darum, unser Wissen zum Bereich Musikbusiness zu teilen und sich darin Unterstützung zu geben. Im Studium werden solche Themen wie "Wie komme ich an die richtigen Leute heran?", "Wie komme ich zu Gigs?", "Gute PR-Arbeit", "Musikerinnen mit Kind" oder juristische Fragen etc. nie besprochen. Es ist alles immer ein learning by doing und man muss immer seine Erfahrungen sammeln, was natürlich viele Jahre dauert. Das muss nicht sein, es geht auch durch das Lernen von anderen. Entweder Du sammelst 10 Jahre Erfahrung oder Du kommst zu einem SOFIA Workshop (lacht). Du bekommst dort einen guten Rucksack voller Informationen. Mehr Infos zum Projekt SOFIA gibt es hier.

Was sind neben der Musik weitere Leidenschaften in Deinem Leben?

Die Natur. Ich wandere sehr gerne, bin gern in den Bergen. Natur gibt mir extrem viel Ruhe. Ich bin ein großer Liebhaber unserer gefiederten Freunde und lausche wahnsinnig gern den Klängen von Vögeln. Mein Freund kennt sich mit fast allen Vögeln sehr gut aus und sagt dann immer "Das ist gerade eine Meise oder ein Buchfink oder ein Zilp Zalp". Kennst Du das? zilp-zalp-zilp-zalp (singt und lacht). Das ist herrlich, weil sich dadurch für mich eine neue Bewusstseinsebene öffnet.
Ich lese außerdem sehr gern, dabei ganz unterschiedliche Genres und immer mal wieder ein Buch. Gerade lese ich eine Lektüre von Urs Widmer - Reise an den Rand des Universums.
Apropo Reise: Das Reisen ist auch eine meiner Leidenschaften. Besonders fasziniert hat mich, landschaftlich gesehen, Island. Für den Juli ist wieder eine Rundreise geplant, das Land ist einfach spektakulär. Ich bilde mir immer ein, mein Nachname Johänntgen wäre skandinavisch aber letztlich ist er hugenottisch. Bestimmt ist noch ein Tick skandinavisch drin! Der Glaube versetzt Berge (lacht).

 

 

Text von Isabelle 

 

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