Musikgespräche

Geben und Nehmen im Einklang

Einmal pro Jahr schreibt die SINFONIMA-Stiftung den "SINFONIMA-Wettbewerb" aus und verleiht für zwei Jahre Meister-Instrumente an junge Musiker mit großem Talent. Doch woher kommen eigentlich die Instrumente, die die Stiftung verleiht? Wir stellen heute sowohl die Leihgeberin einer Lupot-Geige vor, als auch die Musikerin, die aktuell ihre Erfahrungen mit ihr sammelt.

Wenn ein Mensch stirbt, dann bleiben meist nur Erinnerungen. Doch manchmal hinterlässt der Verstorbene seinen Mitmenschen auch etwas, das an jüngere Generationen weitergegeben werden kann. Als der frühere Stimmführer der Zweiten Geigen des damaligen SWF-Sinfonieorchesters Karl Steeb im August 2005 starb, hinterließ er seiner Tochter Helga Nold seine wertvolle Geige. Diese wird dem französischen Geigenbaumeister Nicolas Lupot zugeschrieben, der um 1815 die Geige gebaut haben soll. Lupot schuf seinerzeit hochwertige Nachbauten von Stradivari-Geigen und wird deshalb in der Literatur häufig auch der "französische Stradivarius" genannt. Die Lupot-Geige begleitete den leidenschaftlichen Musiker Karl Steeb viele Jahre und hatte einen hohen emotionalen Wert für ihn. Obwohl sie keine persönliche Verwendung für das Erbstück hatte, kam es für sie nicht in Frage, die Geige ungenutzt zu lassen, vor allem weil die Förderung junger Menschen ihrem Vater zu Lebzeiten sehr am Herzen lag. "Am schönsten wäre es", überlegte Helga Nold, "wenn ein junger Mensch etwas von dem Instrument hätte und es zu schätzen wüsste."

Wie es der Zufall will, las sie kurz nach dem Tod ihres Vaters in der Tageszeitung "Badisches Tagblatt" einen Artikel über die SINFONIMA-Stiftung. Sie erfuhr, dass junge, talentierte Menschen mit musikalischer Ausbildung durch hochwertige Instrumente eine erhöhte Chance auf gute und langfristige Engagements erhalten. Die SINFONIMA-Stiftung stellt den Hochschulabsolventen, die das Wettbewerbsverfahren der Stiftung erfolgreich durchlaufen, solch hochkarätige Instrumente für zwei Jahre als Leihgabe zur Verfügung.

"Die Intention der Stiftung entsprach ganz meiner Vorstellung", so Helga Nold. Sie nahm Kontakt auf mit der Stiftung und besprach alle Formalitäten. Seit Anfang 2009 ist das Erbstück nun Dauerleihgabe der SINFONIMA-Stiftung und wird seit Mai 2010 an junge, vielversprechende Musiker im Rahmen des SINFONIMA-Konzerts verliehen. Im letzten Sommer 2015 gewann die herausragende Künstlerin Sueye Park als eine von sieben PreisträgerInnen den SINFONIMA-Wettbewerb. Die großartige Musikerin mit koreanischen Wurzeln hat bereits in der Vergangenheit an verschiedenen Wettbewerben teilgenommen und wiederholt erste und zweite Preise gewonnen. Schon als Neunjährige begann sie ihr Geigenstudium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Nun entwickelt die erst 16-Jährige seit knapp 7 Monaten ihre Fähigkeiten auf der Lupot-Geige weiter. "Ich habe durch die Lupot Geige schon neue Techniken gelernt", sagt Sueye Park stolz. "Im Gegensatz zu meiner früheren Geige ist die Lupot viel lauter, hat viel Kraft, sie ist einfach zu spielen, und man lernt, viele verschiedene Klangfarben zu zeigen." Die Weiterentwicklung führte bereits zu einem großen Konzertauftritt und einem finanziellen Stipendium, das ihr weitere Möglichkeiten eröffnet.

SINFONIMA drückt Sueye Park die Daumen, dass ihr Traum von vielen weiteren Konzertengagements und Teilnahmen an Wettbewerben wahr wird. Wir würden uns freuen, ihren Namen immer wieder in Berichterstattungen zu lesen.

Herzlichen Dank an die Instrumenten-Leihgeberin Helga Nold, die seit 2010 bereits mehrere Musiker sehr glücklich gemacht hat!

 

 

Text von Isabelle 

 

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