Musikgespräche

Ein Insider berichtet über das Stamitz-Orchester

Fotos: © Stamitz-Orchester Mannheim

Samstag, 19. Februar 2016, 16:00 Uhr. Geschäftiges Treiben in der Mannheimer Innenstadt. Ein Laster eines ansässigen Umzugsunternehmens fährt am Seiteneingang der Musikschule vor. Hier warten bereits drei Männer auf die Ankunft und mit ihnen mehrere Pauken, Röhrenglocken, große Trommel, Becken und weitere Instrumente, die nun verladen werden müssen. Eine halbe Stunde später biegt der beladene Laster in die Bühnenzufahrt des Mozartsaals des Mannheimer Rosengartens ein.

Es ist der Tag des jährlich stattfindenden größten Konzerts des Stamitz-Orchesters (SOM). Das SOM zählt laut eigenen Angaben zu den facettenreichsten Klangkörpern der Metropolregion Rhein-Neckar. Rund 90 Musikerinnen und Musiker unterschiedlichster Berufs- und Altersgruppen kommen regelmäßig zur Probe zusammen und verfolgen das gleiche Ziel: Spaß an der Musik zu haben! Kurz vor einem Konzert packen alle mit an: Einer der Hornisten ist heute Nachmittag der Fahrer des Lastwagens. Die weiteren Helfer spielen im Orchester Geige und Bratsche. Der Orchesterinspektor organisiert den Bühnenaufbau. Er sorgt dafür, dass die Orchesterinstrumente am richtigen Platz stehen, genug Stühle und Notenständer bereitgestellt werden und auch für den Dirigenten in der Einspielprobe ein Dirigentenstuhl zur Verfügung steht.

Es vergeht eine Dreiviertelstunde. So lange dauert es, bis die Bühne ein- und die Beleuchtung ausgerichtet ist und die Bühnenelemente stufenweise hochgefahren werden können. Dies ist wichtig, damit die ganz hinten sitzenden Bläser auch noch den Dirigenten sehen und der Klang über den Streicherapparat hinaus bis in den Zuhörerraum schallt. Schon gegen Mittag des Konzerttages hat der Tontechniker damit begonnen, die Kabel zu verlegen und die Geräte zur Aufnahme einzurichten.

Nach und nach trudeln die ersten Musiker ein. Hinter der Bühne, ein und zwei Ebenen tiefer, befinden sich die Künstlergarderoben. Hier müssen alle Musiker einen Platz für sich und ihr Instrument finden. Die Vorstellung eines Bienenstocks macht sich bei diesem Gewusel breit. Der einzige Unterschied? Die treppauf und treppab laufenden Musiker transportieren keinen Blütenstaub, sondern wertige Musikinstrumente.

Heute verlangt das gespielte Werk, u.a. die „Symphonie fantastique“ von Hector Berlioz eine besonders große Besetzung. (Vier Trompeten, Hörner und Fagotte, drei Posaunen, Flöten und Oboen, zwei Tuben, vier Musiker für das Schlagwerk, zwei Harfen und eine volle Streicherbesetzung mit sieben Kontrabässen.) Aushilfen werden schon in der Generalprobe integriert und unterstützen das Orchester in den Stimmen, in denen normalerweise eine so große Besetzung nicht vorgesehen ist.

Um 17:45 Uhr stimmt der Konzertmeister ein und die Einspielprobe beginnt. Diesmal auch mit der Besonderheit, dass ein Klavierkonzert mit einer jungen Solistin der Musikhochschule aufgeführt wird. So wird zwischen den Musikstücken der große Konzertflügel in die Mitte der Bühne geschoben und die Stühle und Pulte der ersten Geigen neu ausgerichtet. Während des Konzerts muss dies natürlich möglichst zügig geschehen, um die Zuhörer nicht zu lange warten zu lassen. Der Kartenverkauf und der Programmheftverkauf müssen kurz vor dem Konzert organisiert werden.

Mittendrin in dem ganzen Trubel, Klaus Giebels, der Vorstand des Stamitz-Orchesters. Äußerlich gelassen, aber innerlich hoch konzentriert: Wurde an alles gedacht? Wer übergibt die Blumensträuße? Ist die Bezahlung der Aushilfen organisiert? Kommt der Kollege für den Kartenverkauf noch oder hat er sich nur verspätet? Wo ist die Dame der Presse, die sich heute Morgen noch telefonisch angemeldet hat und begrüßt werden muss? Ist die aufgrund des Flügels verschobene Sitzordnung insbesondere für die ersten Geigen akzeptabel? …Nein, ist sie nicht, also nochmal nachjustieren...
Jetzt bedarf es schnellen Absprachen mit Dirigent und Konzertmeister und klaren Ansagen.

So, jetzt passt es.
Nur wenn alle sich beim Musizieren wohlfühlen, können sie sich voll auf die Musik konzentrieren. Nur dann entstehen wunderbare musikalische Ergebnisse. Geübt hat natürlich jeder. Zehn Minuten vor Konzertbeginn wird es dann auch für einen Vorstand Zeit, den schwarzen Anzug anzuziehen.

20:00 Uhr: Die Saaltüren werden geschlossen, kurzes Nicken zur gegenüberliegenden Seite der Bühne, Auftritt und volle Konzentration auf die Musik, alles andere tritt in den Hintergrund. Jetzt kommt es darauf an! Es folgen volle zwei Stunden höchste Konzentration.'

22:30 Uhr: Lang anhaltender Applaus, der Lohn eines jeden Musikers, Erleichterung über das gelungene Konzert, die ganze Arbeit und über ein halbes Jahr Vorbereitung haben sich wieder gelohnt, für die Musiker und Zuhörer.

Es ist erstaunlich, welches Niveau und welchen Zuspruch ein Amateurorchester erreichen kann. Dies gelingt natürlich nur, wenn neben der guten musikalischen Leistung der Musiker auch die Organisation drum herum funktioniert. Im Stamitz-Orchester wird das möglich durch ein ehrenamtliches Vorstandsteam und viele helfende Hände für die große Anzahl an anfallenden Aufgaben: Der Programmausschuss muss mindestens ein dreiviertel Jahr vor der Aufführung das Programm festlegen. Der Notenwart bestellt und vervielfältigt die Noten. Es müssen Texte für das Programmheft geschrieben und Anzeigenpartner gefunden werden. Der Saal im Rosengarten wird zwei bis drei Jahre im Voraus gebucht, um möglichst den Wunschtermin noch festlegen zu können. Sechs Monate vorher beginnen auch die Proben. Es gilt, ein Probenwochenende zu organisieren um die jährlich anfallenden vier bis fünf Konzerte zu meistern.
Erleben kann man das SOM aber nicht nur in wetterfesten Wänden sondern auch bei Open Air Konzerten, im Juli zum Beispiel im Schlosspark Neckarhausen oder – wie 2015– auf der Freilichtbühne in Mannheim. Um den Zusammenhalt zu stärken und einfach mal mehr Zeit für persönliche Gespräche außerhalb der Proben zu haben, führt das Orchester alle zwei bis drei Jahre gemeinsam eine Reise durch. In der jüngeren Vergangenheit ging es zum Beispiel nach Den Haag oder Dresden. Außerdem werden auch regionale Kontakte in die Klassikszene gepflegt. Das Stamitz-Orchester ist Mitglied bei „Die Klassiker“, dem Verbund der Klassikakteure der Metropolregion.

Bei so viel Verbundenheit zur Musik liegt es nahe, auch den beruflichen Werdegang damit zu verknüpfen. Seit August 2014 ist der Autor dieses Artikels, Klaus Giebels, neben Markus Leiß als sogenannter Underwriter der traditionsreichen Marke SINFONIMA für klassische Musik und auch der neuen Marke I’M SOUND für Musik am Stromkreis im Einsatz. Kurz gesagt, überprüft und schätzt er hochwertige Risiken ein und entscheidet somit, ob ein Risiko durch den Versicherer übernommen werden kann oder nicht. Wir stellen hier seinen musikalischen Hintergrund vor und erläutern ausführlicher, was ein Underwriter tut.

Vielen Dank an Klaus Giebels, der nicht nur aktives Mitglied des Stamitz Orchesters, sondern auch Mitarbeiter der Mannheimer Versicherung ist. Er hat nicht nur zum Gelingen des Konzertes beigetragen, sondern auch über das Konzert berichtet, sowie Fotos  zur Verfügung gestellt.

 

 

Text von Isabelle 

 

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