Musikgespräche

Neue Seele für Geige, Cello und Co.

Anima Nova

Als Pál Molnár 2009 in Ruhestand ging, begann er mit der Realisierung einer alten Idee – der Entwicklung einer höhenverstellbaren Stimme. Fünf Jahre später, nach vielen Experimenten und etlichen Rückschlägen, war der Prototyp fertig. Nach einer einjährigen Testphase mit 40 Musikern entschloss er sich 2015 aufgrund der positiven Rückmeldungen, "Anima Nova" zu vermarkten – er wurde mit knapp 70 Jahren Jungunternehmer.

Anima Nova Stimmstock im Instrument (Foto: Martin Zwer)

Stimmstock. Was für ein technisches Wort – für ein Bauteil, das einem Streichinstrument seine Stimme verleiht.

STIMM-S-T-O-C-K. Was für ein negatives Wort – assoziiert man bei der Bezeichnung „Stock“ doch auch ein hölzernes Werkzeug, mit dem man anderen Menschen durch Schläge Schmerzen zufügen kann. Kein Wunder, dass viele Geigenbauer im deutschsprachigen Raum lieber von der „Stimme“ sprechen.

Wenn die deutsche Sprache zu hölzern und technisch ist, ist es legitim, sich an Bezeichnungen unserer europäischen Nachbarn zu orientieren: Der Italiener, bekanntermaßen einer der Urväter der modernen Geige, nennt jene Stimme des Instrumentes „Anima“, was übersetzt „Seele“ bedeutet. Im weltberühmten Geigenmuseum in Cremona wird der Stimmstock sogar als das „wahre Geheimnis der Violine“ bezeichnet. Dies verdeutlicht, welch essentielle Rolle dieses kleine Bauteil im Gesamtkunstwerk „Geige“ spielt. Kleinste Veränderungen am Stimmstock haben sehr großen Einfluss auf den Klang und die Spielbarkeit des Instruments. Übrigens sind die Italiener nicht allein, auch die Franzosen, Spanier, Portugiesen, Bulgaren, Ungarn, Polen und Russen nutzen das Wort „Seele“ in ihren jeweiligen Sprachen. Und wenn man dann im Interview erfährt, wieviel Zeit und Emotionen Pál Molnár in die Erfindung der „Anima Nova“ hineingesteckt hat, trifft die Bezeichnung „Seele“ bzw. „Neue Seele“ es um Welten besser.

Als Pál Molnár 2009 in Ruhestand ging, begann er mit der Realisierung einer alten Idee – der Entwicklung einer höhenverstellbaren Stimme. Fünf Jahre später, nach vielen Experimenten und etlichen Rückschlägen, war der Prototyp fertig. Nach einer einjährigen Testphase mit 40 Musikern entschloss er sich 2015 aufgrund der positiven Rückmeldungen, Anima Nova zu vermarkten – er wurde mit knapp 70 Jahren Jungunternehmer. Für seine höhenverstellbare Stimme aus Carbon erhielt er bereits kurz nach der Markteinführung Preise. Auf der Internationalen Fachmesse „Ideen-Erfindungen-Neuheiten Nürnberg“ (iENA) erhielt er für die Anima Nova gleich doppelte Auszeichnungen: Die Goldmedaille der iENA 2015 und den Sonderpreis der Kroatischen Erfindergesellschaft (ARCA). Seither haben redaktionelle Beiträge in „The Strad“, “Strings Magazine“ und „Das Orchester“ zu internationaler Bekanntheit geführt. Anima Nova ist mittlerweile bei über 100 Geigenbauern in 16 Ländern erhältlich und die Zahl der Geigenbaupartner wächst stetig. Anima Nova wird mittlerweile von mehreren tausend Musikern genutzt, darunter Mitglieder der folgenden Orchester (Auswahl): Wiener Philharmoniker, Staatskapelle Berlin, SWR Symphonieorchester, Dresdner Philharmonie, Beethoven Orchester Bonn, Budapest Festival Orchester, New York Philharmonic, The Met Opera Orchestra, Boston Symphony Orchestra, Los Angeles Philharmonic, National Arts Centre Orchestra Ottawa, Australian Chamber Orchestra, Qatar Philharmonic Orchestra.

Leider verstarb der Erfinder der Anima Nova in diesem Jahr. Sein gleichnamiger Sohn, der ihn seit Oktober 2016 bei den Auslandsaktivitäten unterstützt hatte, führt das Unternehmen, gemeinsam mit seiner Mutter, im Sinne seines Vaters weiter. 2019 war Pál Molnár jun. das erste Mal Aussteller auf der Instrumentenausstellung SINFONIMA CUVÈE DARLING 2019. Die Zusammenarbeit mit  ihm war so interessant und positiv, dass wir gerne mehr zur „Anima Nova“ wissen wollten.

Das Interview mit Pál Molnár jun. lesen Sie hier.

 

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Text von Isabelle 

 

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