Musikgespräche

Auf finnisch im Wiege- schritt: Tangoerfahrung mit BÄNDI

Für jemanden, der sich noch nie mit der Geschichte des Tangos oder der Musik-/Tanzkultur Finnlands auseinandergesetzt hat, passen "Tango" und "Finnland" auf den ersten Blick so gar nicht zusammen. Doch nach einem Konzert der Frankfurter Band "BÄNDI", verabschiedet man sich von dem festgefahrenen Bild im Kopf, das den Tango nur mit Lateinamerika in Verbindung bringt. "BÄNDI", das sind Kristina Debelius (Gesang/Keyboard/Akkordeon), Volker Denkel (Gitarre), Tobias Frisch (Geige/Gesang/Kazoo), Johannes Kramer (Kontrabass) und Thomas Salzmann (Drums/Percussion). Das Frankfurter Ensemble hat sich mit ihrer Musik auf den finnischen Tango der 40er bis 60er Jahre spezialisiert. Die fünf Musiker bringen auf eine sarkastisch-komische und doch liebenswerte Art und Weise den Tango in finnischer Sprache auf die Bühne. Ernste Mimik und genialer Wortwitz auf der Bühne leiten die finnischen Stücke ein und laden die Zuhörer zum Schmunzeln und Lachen, zum Genau-Zuhören wie auch zum Tanzen ein. Trotz der eher melancholisch ernsthaften Musik in moll - die im Gegensatz zum argentinischen Tango in Dur steht - versprüht das Quintett dennoch Lebensfreude und kann das Publikum begeistern und zum Tanzen animieren - so geschehen beim Konzert am 06. September in Wachenheim. Im Rahmen des "creole Sommer" organisiert von Kultur Rhein Neckar e.V. war SINFONIMA spontan beim Konzert dabei und hat dabei neue Eindrücke gewonnen. 

Obwohl BÄNDI eine durch und durch deutsche Band ist, spielt sie den finnischen Tango mindestens genauso leidenschaftlich wie die Finnen. Allerdings nicht ohne die Klassiker des Herzschmerzes zu entstauben und mit ganz eigenen Arrangements zu versehen. Das Quintett mixt die wunderbar melancholischen Ohrwürmer des Finnischen Tangos mit Bossa Nova, Blues, Rumba- und Country-Elementen und schafft damit etwas ganz Eigenes. Da schnuckeln klagende Geigen & jazzige Drums mit zarten Elfenstimmen, die E-Gitarre tändelt mit traurigen Tenören und in wunderschönen Liebesliedern werden blonde Mädchen im Stroh vernascht. Crazy listening - und ein Kulturaustausch allererster Güte.

Warum spielt eine deutsche Band finnischen Tango? Alles begann während einer Butterfahrt auf der Ostsee von Turku nach Stockholm. Damals lernte der Schlagzeuger und Künstler Thomas Salzmann die schöne Finnin Anna kennen. Blond, gut gelaunt und gut gebaut sang sie ein Lied für ihn, das ihn nie wieder los lassen sollte. Er ließ sich vom Feuer des Finnischen Tangos derart in Brand stecken, dass er schon nach weniger als einem Jahrzehnt eine kleine Gruppe Gleichgesinnter um sich geschart hatte: Die Sängerin Kristina Debelius, deren rauchig-grazile Stimme dem Tango einen ganz eigenen Charme verleiht und Sänger Tobias Frisch, der ironisch-verspielt die große Ära der finnischen Tenöre in intime Club-Atmosphäre taucht. Die jazzig-südamerikanisch angehauchten Drums von Thomas Salzmann treffen dabei auf das virtuose Gitarrenspiel von Volker Denkel und den gekonnt stoischen Kontrabass von Johannes Kramer. Ihre Debut CD Bändi-Satumaa-FinnischerTango wird landesweit in den Rundfunkanstalten gespielt.

Recherchiert man nach solch einer Konzerterfahrung diverse Quellen zum Thema "finnischer Tango", entdeckt man tatsächlich eine Wissenslücke bei sich: Der Tango hat in Finnland sogar eine lange und große Tradition. Immer wieder entfachen über die Frage "Wer hat's erfunden?" hitzige Debatten. Die Argentinier behaupten, sie seien der Ursprung des Tangos, gleiches behaupten die Finnen von sich. Doch eigentlich ist es ja unerheblich, denn das einzig Wichtige ist doch: Dass er gefällt! Außerdem tut er sein Gutes, denn für die schweigsamen, männlichen Finnen ist der Tango das Mittel der Wahl, wenn es darum geht, der Angebeteten die Liebe zu gestehen. Und das hat wohl bei dem ein oder anderen bereits gut funktioniert!

Jetzt drückt SINFONIMA der Band die Daumen. Denn BÄNDI möchte die Nummer 1 der finnischen Charts werden. Wäre doch gelacht, wenn dies nicht funktioniert.

Hier ein kleines Video von der Band:

 

 

Text von Isabelle 

 

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